Jemanden verlieren, das kann man auf verschiedene Weise. Und mit so einem Verlust fertig zu werden ist für jung und alt gleichermaßen schwer, ein Prozess, der Zeit benötigt. Die 9-jährige Lila hat ihre beste Freundin Rosa auf tragische Weise verloren und sich seitdem aus dem Leben zurückgezogen. Sie hat sogar das Sprechen aufgegeben. Als ihr Vater auf einen Kongress muss, soll sie zu ihrer bislang fast unbekannten Großmutter nach Finnland reisen und mit ihr auf einer einsamen Insel ein paar Tage verbringen.
Ohne es zu ahnen, treffen dort zwei trauernde Menschen aufeinander, die auf unterschiedliche Weise mit ihrem Verlust umgehen. Für Lila ist Rosa immer noch da, und sie spielt und spricht in Tagträumen weiter mit ihr. Für Mu, die Großmutter, ist es hingegen schwer, ihre demente Partnerin vermeintlich hilflos zurückzulassen. Sie dichtet gegen den Verlust an, wie sie es immer getan hat, wenn sie in Notlagen ist.
Und so eine Notlage ergibt sich auch auf der Insel, als ein Unwetter aufzieht. Länger als geplant und unter dramatischen Umständen müssen Großmutter und Enkelin auf der Insel ausharren. Doch daraus ergeben sich Chancen: die beiden lernen sich kennen und verstehen. Lila beginnt wieder zu sprechen und muss notgedrungen aktiv werden. Für Großmutter und Enkelin entwickelt sich auf der einsamen Insel -nur begleitet von der Möwe Zibebe und den eigenen Erinnerungen – ein zarter Neubeginn.
Mareike Krügel hat mit Inseltage mit Rosa ein berührendes Buch über Verlust und Weiterleben geschrieben, das bei aller Schwere des Themas zarte und schöne Momente einer Freundschaft nachzeichnet. In kindgerechter, aber poetischer Sprache beschreibt sie Erinnerungen, die bleiben und doch anders werden (müssen). Und sie zeigt auf, dass das Leben trotz allem weitergeht, dass dem Vergangenen ein Platz verbleibt – dass aber auch die Zukunft Schönes und Überraschendes bereithält. Am Ende findet Lila einen bleibenden Platz für Rosa, aber sie schafft es auch, sich an Rosas Standardsatz zu halten. Sie erkennt: Es wird Zeit für mich. Das Leben ruft nach mir. Und das ist traurig und schön zugleich. Ein Abschied und ein Neuanfang.
